10.5.2006
1.5.1956
Früher, im Zeitalter des Handwerks und des Holzes, sagte man von Leuten, die sehr einseitig waren, und das Selbstverständliche nicht sahen, sie seien vernagelt oder sie hätten ein Brett vor dem Kopf. Unsere heutigen Kinofans haben eine flimmernde Leinwand vor dem Kopf. Diesmal braucht es keiner Geschichte zur Illustration. Jeder kennt sie, die jungen, aber manchmal auch schon grauhaarigen Leute beiderlei Geschlechts, die jede Woche mindestens dreimal im Kino sitzen.
Kein Wort gegen den Film! Eine interessante, wohlfeile, bequeme, großartige Sache, das Kino, vor allem für Liebespaare. Auch kann in einer Demokratie jeder in seiner Freizeit tun, was er will. Aber der Film als Ganzes betrachtet, ist heute nur Geschäft. Von wenigen rühmlichen Ausnahmen abgesehen, ist auf der Flimmerleinwand alles billig, verfälscht, süß wie Sacharin oder brutal wie ein Hieb mit einer Eisenstange.
Die Tratschgeschichten der Filmstars sind von den Pressechefs zu Reklamezwecken erfunden. Die Falten der strahlenden Gesichter sind weggeschminkt, die Kurven bestehen aus Plastik, der grandiose Eisenbahnzusammenstoß ist eine Trickaufnahme mit Spielzeugmodellen. Kritiker, die täglich einen Film und oft auch zwei hinter sich bringen müssen, ächzen mehr als die Arbeiter, die die schweren Rollen Zeitungspapier vor der Druckerei abladen.
Wer zuviel und vor allem wer unkritisch dieses Gebräu aus Licht, Zelluloid und Ton zu sich nimmt, dem verkleistert es allmählich das Gehirn. Seine Muskeln zucken in albernen Schlagerrhythmen. Aug und Ohr sind ihm von läppischen Drehbüchern verwirrt, sein Denken bewegt sich nur noch in den Bahnen papierener Dialoge und gestellter Bilder. Die Urteilskraft sinkt, die Aufnahmefähigkeit für andere, bessere Eindrücke geht verloren.
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Ein DER LICHTBLICK Projekt.