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Linz, 19. April.

Die sozialdemokratisch organisierte Arbeiterschaft veranstaltete heute in Linz, Steyr, Wels und anderen Industrieorten, ferner an allen Amtssitzen von Bezirkshauptmannschaften in Oberösterreich große Kundgebungen gegen die schlechte Brotbeschaffenheit, die unmittelbar bevorstehende starke Fleischpreiserhöhung, die schlechte Milchbelieferung und die hohen Eierpreise.

In Linz stellten um 11 Uhr vormittags alle Betriebe die Arbeit ein und die Arbeiter zogen in Massen vor das Landesregierungsgebäude. Auch die Straßenbahner, Gemeindeangestellten, Eisenbahner, Postbediensteten usw. beteiligten sich an der Kundgebung. Bei der Landesregierung erschienen um diese Zeit der oberösterreichische Landesarbeiterrat, die Betriebsräte und Vertrauensmänner der Linzer Betriebe sowie Arbeiterdelegierte aus allen größeren Industrieorten des Landes, um die vorerwähnten Beschwerden zu vertreten.

Die Redner, die vor dem Landhause zu der vieltausenköpfigen Menschenmenge sprachen, erklärten, die heutige Demonstration sei der erste Schritt zur Durchsetzung der bereits am 13. d. vom Arbeiterrate der Landesregierung überreichten Forderungen. Vor allem wurde die sofortige Entfernung des sogenannten Ernährungsdirektoriums der Landesregierung gefordert.

Die Delegierten der Arbeiterschaft aus Linz und ganz Oberösterreich wurden von den Landeshauptmannstellvertretern Dr. Schlegel (christlichsozial), Langoth (großdeutsch) und Gruber (Sozialdemokrat), ferner Mitgliedern des Landesrates und des Ernährungsdirektoriums empfangen. Infolge der großen Zahl der Sprecher dauerten die Verhandlungen sehr lange. Mit Rücksicht auf die unten harrende Menge wurden sie schließlich gegen 3/4 1 Uhr abgebrochen.

Es wurde eine gemeinsame Basis in der Ernährungsfrage darin gefunden, daß nur eine mäßige Preiserhöhung des Fleisches eintreten, die Eierpreise im nächsten Monat herabgesetzt und die Milchbelieferung durch ein neues System verbessert werden soll. Landeshauptmannstellvertreter Dr. Schlegel teilte sodann vom Fenster aus den auf der Straße stehenden Arbeitermassen das Resultat der Verhandlungen mit.

Er verwies auf die schwierige Lage Oberösterreichs, das unter allen Nachbarländern die niedrigsten Preise habe, wodurch ein Abströmen der Lebensmittel eintrete. Deshalb müsse man von Zeit zu Zeit mit den Preisen in die Höhe gehen. Gegen 1 Uhr war die Kundgebung zu Ende, ohne daß die Ruhe irgendwie gestört worden wäre.