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ARTIKEL:
  • Publikation: Rieder Rundschau, 1.2.2006
  • Vornamen: Rosa und Franz
  • Familienname: Jetzinger
  • Wohnort: Hohenzell/ Leisen
  • Jubiläum: Goldene Hochzeit
  • Hochzeitsdatum: 31.1.1956
  • Der historische Zeitungsartikel zu diesem Gratulationsartikel. LESEN SIE NACH!

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1.2.2006

Rieder Rundschau

Rosa und Franz Jetzinger, Goldene Hochzeit

Goldene Hochzeit feierten am 31. Jänner 2006 Rosa und Franz Jetzinger, Leisen.
Gratulationsbild von Rosa und Franz Jetzinger
Gratulationsartikel: Rieder Rundschau, 1.2.2006

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31.1.1956

Arbeiter-Zeitung

Gefeiert und gepeinigt

Noch niemals ist ein Olympiasieger von seinen Verehrern so gefeiert und zugleich gepeinigt worden wie Toni Sailer. An diesem Sonntag überfluteten die italienischen Provinzen das Stadion von Cortina. Wie viele tausende Zuschauer die Strecke umstanden, kann niemand sagen, und unten im Ort hörten Zehntausende die Radioübertragung des Riesenslaloms, denn sie waren nicht mehr rechtzeitig zum Start gekommen.

Der Schnee war hart und griffig, die Sonne schien. Die Strecke von 2660 Meter Länge mit 623 Meter Höhenunterschied und 69 Toren war voll tiefer Wellen. Zwischen einigen Toren wurde dunkles Tannenreisig auf den heilen Schnee gestreut, um den Weg zu markieren. Hier waren die Wellen so tief, daß der Läufer, der gerade im Wellental war, vom nächsten Tor nur die Spitzen herausragen sah. vor einem Tor war ein Gegenhang, und da trieb es alle Läufer bis auf Toni Sailer in die Luft durch dieses Tor.

Warum gerade Sailer am Boden haften blieb? Am Boden ist es sicherer und schneller - wieso ihm gelang, was alle versuchten und doch keinem glückte, das ist ein Rätsel wie überhaupt alle Experten an dem Lauf Toni Sailers herumfingern und nicht herausfinden können, worin sein Geheimnis liegt. Man bedenke: In einer olympischen Konkurrenz fährt ein Läufer der Weltklasse um sechs Sekunden davon. Volle sechs Sekunden! Schlägt man zu der Zeit von Molterer, dem Zweiten, nochmals sechs Sekunden, so liegen innerhalb dieser Zeitspanne nicht weniger als neun Läufer!

Ernst Hinterseer startet als dritter. Der Startrichter legt die Hand auf seine Schulter. Alle Läufer sagen von dieser Hand: Wenn es so weit ist, daß man ihren guten Druck spürt, ist alle Angst vorbei. Hinterseer konzentriert sich, die Minute wird allmählich voll, jetzt will er sich abstoßen - und im gleichen Augenblick reißt ihn der Startrichter zurück. Ein Schneebrett ist von einem Lawinenhang auf die Strecke gerutscht und hat sie verschüttet. Zwanzig Minuten dauert es, bis sie freigeschaufelt ist. Zum zweitenmal wartet Hinterseer auf die volle Minute und auf den Starters Zeichen. Möglich, daß ihn das um die Ruhe gebracht hat. So fuhr er die schwächste Zeit der Österreicher.

Toni Sailer startete als letzter der großen Klassefahrer. Als seine Zeit bekannt wurde, begann seine Peinigung. Die Zuschauer durchbrechen den Drahtzaun um das Ziel. Sie kreisen ihn ein, und als er ausbrechen will, wird er gejagt wie der Hase. Sie schleudern ihn herüber und hinüber, und endlich haben sie ihn gestellt, mit dem Rücken zu einer Wand. Sie heben ihn auf die Schultern, sie strecken ihm die Hände entgegen mit Papier und Bleistift und Kugelschreiber und flehen um Autogramme. Inzwischen geht das Rennen weiter. Die Konkurrenten müssen in den überschwemmten Auslauf einfahren.

Sollen sie sich erschlagen, keiner kümmert sich darum: sie haben Toni Sailer gefaßt, und sie lassen ihn nicht los! Als die erste Welle anbrandet, lächelt der Olympiasieger. Er schreibt und schreibt, der Haufen schiebt ihn die Wand entlang. Allmählich verliert sich das Lächeln auf Sailers Gesicht. er ist dieser Tollheit nicht gewachsen. Er hört seinen Namen kreischen, die Frauen rufen ihn, und hörte ich eine solche Stimme in der Einsamkeit des Berges, dann glaubte ich, hier sei einer abgestürzt und in tiefster Not.

Eine volle Stunde dauert diese Hasenjagd, und man fürchtet, daß sie gleich seine Skier in tausend Stücke brechen und die Splitter als Reliquie nach Hause nehmen werden. Hilflos blickt Toni Sailer über die Köpfe der Menge. Das haben ein paar seiner Freunde verstanden. Sie haben ihn herausgehauen, eine schmale Gasse erkämpft und ihn gerettet.

Am Nachmittag standen noch Scharen vor dem Hotel der Österreicher. Als Toni Sailer herauskam, ging es wieder los. Wieder haben sie ihn umzingelt, und während die Straße lärmte und die Autogrammzettel geschwenkt wurden, zog feierlich ein Begräbnis vorüber. Nicht einmal den Hut haben sie gezogen vor dieser Begegnung mit der Ewigkeit, obwohl der Zufall hier Leben und Sterben zu einem bedeutungsvollen Muster verwoben hatte.

Oben im Ziel haben sich die Frauen, die so rufen, als wären sie in Bedrängnis, noch ein ganz klein wenig um den Anderl Molterer gekümmert; er ist blond, und das wird in Italien geschätzt. Das Interesse ging aber nicht weiter. Fragen: Wie war's? - und nicht einmal die Antwort abwarten, das war alles. Den Walter Schuster, der die Bronzemedaille gewonnen hat, den hat keiner mehr sehen wollen.

Historischer Zeitungsartikel: Arbeiter-Zeitung, 31.1.1956
Schifahrer Toni Sailer fährt den Hang hinunter. Foto.
"Toni Sailer auf der Fahrt zum Olympiasieg"

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