4.4.2006
2.4.1921
Die Erfindung ist nicht ganz neu, Ferngespräche durch Phonographen aufzunehmen; das Bedürfnis, telephonische Zwiegespräche "schwarz auf weiß" niederzulegen, hat den Ehrgeiz der Erfinder gereizt, um auch einen praktisch verwendbaren Apparat zu konstruieren, der ohne Schwierigkeiten jedem Fernsprechanschluß angeschaltet werden kann.
Die Telegraphongesellschaft hat jetzt einen solchen Apparat, den sie "Telegraphon" nennt, hergestellt; er besteht im wesentlichen aus einem Kathodenrohrverstärker, der die Sprechräume so verstärkt, daß sie durch einen Phonographen aufgenommen und auf eine Wachswalze aufgezeichnet werden können. Die Walze wird durch einen kleinen Motor angetrieben, der aus dem Starkstromnetz gespeist wird.
Das Telegraphon kann jedem Fernsprechanschluß - ähnlich wie die zweiten Fernhörer - angeschaltet und durch einen Knopfkontakt in die Sprechleitung eingeschaltet werden; es nimmt dann, phonographisch genau, das geführte Gespräche auf und später kann dieses Gespräch von der besprochenen Walze beliebig oft wiedergegeben werden.
Das Reichspostministerium hat nun mit dem "Telegraphon" Versuche angestellt und diese sind befriedigend ausgefallen, so daß der Apparat von der Postverwaltung bei den Fernsprechstellen zugelassen wurde. Der Umschalter zum Telegraphon wird auf Antrag bei der zuständigen Fernsprech-Vermittlungsanstalt von der Reichspost ausgeführt; für die Anlage des Telegraphons und seine Instandhaltung haben die Teilnehmer selbst zu sorgen. Der Apparat wird, wie die Gesellschaft mitteilt, nicht verkauft, sondern nur zur Miete abgegeben.
Das Bedürfnis nach einem solchen Apparat ist zweifellos vorhanden; denn aus unbestätigten telephonischen Bestellungen haben sich oft langwierige Prozesse ergeben. Besonders für Banken, große kaufmännische Betriebe und Bestellungsgeschäfte wird das "Telegraphon" von Wert sein, weil es, solange ein schriftlicher Auftrag nicht vorliegt, eine Bestätigung darstellt, die unter Umständen juristische Bedeutung erlangen kann.
Demnächst soll nun ein neuer Apparat herauskommen, der Fragegespräche in Abwesenheit des Teilnehmers aufnehmen soll und den man etwa als "Telephonograph" bezeichnen kann, die technischen Schwierigkeiten sind hier jedoch erheblich größer, da der Apparat sich bei Anruf selbst einstellen und dem anrufenden Teilnehmer auch irgendein Zeichen angeben müßte, daß der Angerufene abwesend ist und Bestellungen phonographisch aufgenommen werden.
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