3.5.2006
29.4.1914
Wie weit die Interessentrennung zwischen Stadt und Land bereits gediehen ist, ersieht man am deutlichsten aus der Tatsache, daß unter der Unmasse der Zeitungen eines besseren Kaffeehauses nie oder äußerst selten ein landwirtschaftliches Blatt zu finden ist. Man sollte doch glauben, daß die landwirtschaftlichen Bestrebungen zumindest ebensoviel Allgemeininteresse an sich haben wie so mancher andere Richtungszweig menschlichen Strebens.
Aber der Städter will heute absolut nichts von der Landwirtschaft hören und ein Mensch, der sich gar als Agrarier ausgibt, ist sein ausgesprochener Feind. Daß diese Feindschaft für beide Teile nur Nachteile hat, ist zweifellos.
Die Industrie bringt in letzter Zeit viele Erzeugnisse hervor, die ausschließlich zur Bequemlichkeit der Menschen dienen. Während sich die übrigen Berufe und Stände diese Produkte aneignen können, kann es der Landwirt nicht. Auch die landwirtschaftliche Technik hat so manches vorteilhafte Gerät, das zur Erleichterung von schwerer Handarbeit dienen könnte, erzeugt.
Der Landwirt kann es sich aber beim besten Willen nicht anschaffen, weil ihm die Mittel dazu fehlen. Er muß froh sein, wenn er sich die wichtigsten, unbedingt notwendigen Maschinen und Geräte kaufen kann. Sich etwas anzuschaffen, was zu seiner Bequemlichkeit dienen könnte, daran kann er gar nicht denken. Die Klage über zu hohe Preise landwirtschaftlicher Produkte sind daher ganz unbegründet.
O.P.
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