3.1.2006
1.1.1926
Der ruhende Pol in der Erscheinungen Flucht auf dem Gebiete der Mode ist während der letzten Jahre das Jumperkleid. Seit mehr als drei Jahren kennt und liebt man es, und wenn es zu Anfang der Wintersaison unter der Fülle der modischen Neuerscheinungen, Prinzeßkleid, Redingote, Glocken, Kompliziertheiten und nochmals Glocken, begraben zu sein schien, so war das eben nur scheinbar, denn nach der kurzen Periode, wo die Neuheit dieser Dinge das Interesse am Jumperkleid auslöschten, ist es nun wieder aufgetaucht in noch größerem Umfange als bisher, denn es hat seine Kompetenz als morgendlicher und sportlicher Anzug überschritten.
Am überraschendsten wirkt die Jumperform für das Abendkleid, für das man heute anspruchsvollere Formen gewöhnt ist. Man verarbeitet mattschimmernde Samte mit hell funkelnden Metallstoffen, schwere glänzende Seiden mit Chiffon und stumpfen Seidenkrepp in zarten Pastelltönen mit leuchtenden Gold- und Silberbrokaten zu wirkungsvollen Kontrasten, aus denen beim Schein der hellen künstlichen Beleuchtung Hunderte von Farben und Lichtern aufblühen. Zu besonders starker Wirkung kommen diese Kontraste bei der Anordnung des Stoffes in Jumperform.
Ein glattes Leibchen aus Silber- oder Goldlamee, das eng am Körper anliegt und bei jeder Bewegung funkelt und glitzert, wird von den Hüften ab weit und weich umbauscht von einem Glockenröckchen aus duftiger Seide, an dem sich der Stoff des Leibchens als breiter Saumstreifen, manchmal noch mit Pelz begrenzt, wiederholt. Oder aber man trägt Kleider, wo sich buntgemusterter Brokat oder bestickte Seide wie ein Panzerhemd um die Taille schmiegen, während ein Samtröckchen in weichen, schweren Glocken nach untern weit ausfällt.
Auch das Nachmittagskleid hat für die Jumperform die Zusammenstellung verschiedener Farben und Stoffe übernommen. Nun hat hier der Brokatjumper lange Aermel, und ein kleines Krägelchen und Aermelaufschläge aus dem Samt des Rockes. Sehr elegant und schon mehr als kleines Abendkleid wirkt die umgekehrte Zusammenstellung: eine Jumperbluse aus dunkelblauem Samt mit langen Aermeln, die über einem plissierten Lamee- oder Brokatröckchen getragen wird. Plissierter Lamee bildet auch die Aermelpuffen, die sich unter dem Samtärmel hervor nach dem Handgelenk bauschen.
Nachmittagskleidchen in einfacherem Stil sind aus Seide, abwechselnd mit plissierten oder mit glockigen Röcken gearbeitet, die entweder fest an die Bluse genäht werden oder für sich anzuziehen sind und mit einem Gummizug in der Taille festsitzen oder an ein Trägerleibchen aus Waschtüll angearbeitet sind. Von hier zu den ganz einfachen sportlichen Jumperkleidchen für den Vormittag ist kein großer Schritt mehr. Der Unterschied besteht darin, daß sie noch um eine Nuance anspruchsloser sind, aus kariertem Wollstoff und Kasha in allen Farben hergestellt werden und nur in Kleinigkeiten wie einem kleinen Spitzenkrägelchen, einem Bordürenstreifen, ein paar Metallknöpfen, einem schmalen Gürtel, einem Jabot, variieren.
Als Neuheit arbeitet man die Jumperbluse mit einem kleinen, halbhohen Stehkragen, der ein Mittelding ist zwischen dem anliegenden Stehkragen früherer Zeiten und dem Chinesenkragen. Sehr hübsch wirkt auch eine Jumperbluse ohne Aermel und Kragen, unter der man eine Bluse trägt, oder nur ein helles Lätzchen und Kragen und die Aermel wiederum aus dem Stoff des Rockes. Diese Form, die wie eine über ein dunkles Kleid gezogene bunte Jumperweste wirkt, sieht sehr jugendlich aus und ist deshalb auch für größere und kleinere junge Mädchen kleidsam.
Ueber ein braunes Wollkleidchen mit weißem Kragen ist ein bunter, ärmelloser Jumper gezogen.
In mehrerer Holztönen karierter Kasha ist zu einem jugendlichen, einfachen Jumperkleid verarbeitet.
Streifig gemusterter Silberlamé in einer Zusammenstellung mit fliederfarbenem Crèpe Georgette mit Pelzsaum begrenzt.
Rock und für sich überzuziehende Jumperbluse mit kleinem, vorn geknüpftem Stehkragen aus braunem Kasha.
Ein Jumper aus rot-gold gemustertem Brokat zu einem glockigen, dunkelroten Samtrock.
WIR GRATULIEREN! MENSCHEN SCHREIBEN GESCHICHTE.
Ein DER LICHTBLICK Projekt.