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Gratulationsbild von Margarethe Anzengruber
Foto: © Privat
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ARTIKEL:

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22.6.2005

Grieskirchner/Eferdinger Rundschau

Margarethe Anzengruber, 80. Geburtstag

Margarethe Anzengruber, Föching, [wurde] 80.
Gratulationsartikel: Grieskirchner/Eferdinger Rundschau, 22.6.2005

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21.6.1925

Reichspost

Arbeitslos!

Von Obmannstellvertreter Purt der Arbeiterbezirksorganisation XXL.

Arbeitslos! Immer wieder drängt diese große Frage der Gesamtarbeiterschaft zu einer wohltuenden Lösung. Arbeitslos! Wer mag es verstehen? Einzig allein nur die Armen, die jenes traurige Los teilen müssen, jene, die schweren Herzens zu ihren Familien heimkehren und ihnen sagen müssen: Liebes Weib, liebe Kinder, von morgen an keine Arbeit, kein Verdienst.

Dem Arbeiter, ob geistig oder manuell, bedeutet dies einen schweren Schlag, für ihn und seine Familie. Was nützt es, wenn dieser arme, ausgesogene Staat einen Brosamen in Form der Arbeitslosenunterstützung gibt oder geben kann, nicht genügend, Mann, Weib und Kinder nur annähernd zu ernähren. In solchen Menschen muß und wird die Gewalt großgezogen, zur Leidenschaft steigen und sich furchtbar entladen.

Es ist 12 Uhr in dieser Sache. Was nützt ein wie immer geartetes theoretisches Problem, was nützt ein kürzlich in den Tageszeitungen veröffentlichter Vorschlag ("Abwanderung" von 50.000 Arbeitslosen nach Amerika auf Staatskosten), der, gering gerechnet, einen Aufwand von ungezählten Milliarden, den wieder die Allgemeinheit tragen muß, kostet. Wird damit unseren Arbeitslosen gedient sein, sich in fremden Landen mühselig um Sklavenlohn zu verdingen? Oder haben diese armen Menschen kein Recht, in unserer großen Staatsfamilie, der sie angehören, zu leben?

Ist es denn wirklich nicht anders möglich, hier Einhalt zu tun? Ich sage ja! Rasch, leicht und ganz schmerzlos ist es durchzuführen. Nur Egoismus allein ist schuld daran, jener Egoismus einer Kaste von Menschen, die die Not der anderen nicht sehen wollen und sich ihren eigenen Säckel doppelt nähren. Es gibt in allen Aemtern der wie immer gearteten Unternehmungen eine große Zahl solcher Nutznießer, das sind die Doppelversorger. Nicht jene sollen gemeint sein, denen die Not gebietet, daß Mann und Frau sich verdingen müssen, um den Unterhalt für ihre Familie zu erwerben. Nein!

Ganz allein jene Frau soll es treffen, die natürlich modern, kinderlos, einem Verdienst mit ihrem Mann nachgeht um des reinen Mam[m]ons willen oder um sich nobel kleiden zu können, die auf jene armen Frauen, die allein auf den Verdienst des Mannes angewiesen sind oder deren Mann arbeitslos ist, mit kühler Verachtung herabblicken. Jene Frauen soll es treffen, die ihren Doppelverdienst nur dem Vergnügen und der Putzsucht weihen, die infolge ihrer eingebildeten Unentbehrlichkeit, Vergnügungs- und selbstverständlich Erholungsreisen machen müssen.

Es sollen Namen nicht genannt sein, aber da gebe es einen Kehraus, denn gerade diese Herrschaften sind die Platzhalter für die Arbeitslosen. Es ist das ein trauriges Kapitel, hier muß mit ganzer Kraft eingegriffen werden, wenigstens in dieser schweren Zeit, hier ist gerechter Abbau und soziales Empfinden am Platz. Nichts nützt es, wenn wir die armen Arbeitslosen zu Demonstranten erziehen und ihre Leidenschaft aufstacheln. Jede Partei, ohne Unterschied ihrer politischen Schattierung, hat Grund, hier einzugreifen und durch gerechten Abbau auf diesem Wege Platz zu machen.

Ein harter Ausgleich ist es nicht, wenn die richtigen getroffen werden. Fühlen wir aber mit jenen, die es angeht, mit diesen arbeitslosen Menschen und Familienvätern mit! Ich glaube von den Doppelversorgern würde einer oder der andere aus sozialem Empfinden nicht einmal auf den Abbau warten, sondern selbst Platz machen. In einem sozialen Staat ein soziales Wirken! Damit soll ein Weg aufgezeigt werden im Interesse des Arbeiters und Verdieners, und bestimmt würde die Arbeitslosigkeit sinken. Die Dankbarkeit der Arbeitslosen wäre den Versuch wert. Amerika aber sei ihnen ferne.

Historischer Zeitungsartikel: Reichspost, 21.6.1925

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