4.1.2006
20.12.1955
Keiner, der es nicht mit eigenen Augen gesehen hat, würde für möglich halten, welch verantwortungsbewußte Mütter sechsjährige Mädchen sind, die ein ihnen übergebenes Puppenkind ein ganzes Jahr lang pflegen, um es dann, nach Ablauf der Bewährungsfrist, regelrecht zu adoptieren. Montag waren im Stadtparkkindergarten zahlreiche Gäste Zeugen einer solchen "Adoption", unter ihnen Vizebürgermeister Honay, der Leiter des Jugendamtes, Professor Tesarek, und der Inspektor der Kindergärten, Dr. Kothbauer.
Die dreiundzwanzig Puppenmütter ließen sich durch die festliche Stimmung nicht aus der Fassung bringen; gelassen saßen sie im Gefühl erfüllter Pflichten auf ihren kleinen Sesseln, die Arme um ihre Pfleglinge geschlungen, die nun bald ganz ihnen gehören sollten. Jedes Puppenkind hatte eine Karte, auf der fein säuberlich verzeichnet stand, ob ihre Mütter im vergangenen Jahr auch regelmäßig die Puppenberatungsstunde besucht hatten.
Vizebürgermeister Honay gedachte in herzlichen Worten der liebevollen Pflege, die die kleinen Mütter ihren Puppenkindern angedeihen ließen, und richtete an die anwesenden erwachsenen Mütter die Bitte, die Menschenkinder mit ähnlicher Sorgfalt zu betreuen. Die kleinen Mütter erhielten schöne Beglaubigungsbriefe, die die Adoption der Puppen regelrecht bestätigten. Schließlich überreichte der Vizebürgermeister an dreiundzwanzig weitere kleine Mädel neue Puppenkinder.
Vor diesen neugebackenen Puppenmüttern liegt nun wieder ein ganzes Jahr der Bewährung: wenn sie ihre Kinder nicht liebhaben, dürfen sie sie nicht behalten.
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