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ARTIKEL:
  • Publikation: Steyrer Rundschau, 29.3.2006
  • Vorname: Franz
  • Familienname: Mühlberghuber
  • Wohnort: Haidershofen
  • Jubiläum: 75. Geburtstag
  • Geburtsdatum: 23.3.1931
  • Der historische Zeitungsartikel zu diesem Gratulationsartikel. LESEN SIE NACH!

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29.3.2006

Steyrer Rundschau

Franz Mühlberghuber, 75. Geburtstag

Zum 75er kommt neues über "Heimat und Leut"

Am 23 März 2006 feierte Franz Mühlberghuber seinen 75. Geburtstag. "Das ist genau der richtige Anlass um mein zweites Buch herauszugeben, meinte meine Familie. Sonst hätte ich es schon früher gemacht", erzählt das Haidershofner "Original".

Der Inhalt reicht von persönlichen Erlebnissen aus der Schulzeit bis hin in die Gegenwart. "Diesmal ist besonders viel Erlebtes, aber auch Gereimtes dabei", sagt der 75-Jährige. Aufgelockert werden die Verse und Geschichten durch Handzeichnungen, der Autor hat aber auch auf Anregungen seiner Leser Rücksicht genommen.

"Auf Wunsch vieler Haidershofner ist unser Heimatlied "Acht Häuserl, a Kircherl, a Friedhof" dabei, betont Mühlberghuber, "mein Leitspruch ist das gute Alte erhalten und das gute Neue aktiv mitgestalten."

Es gibt kaum einen Verein oder eine Organisation wo sich Mühlberghuber in seiner Gemeinde nicht engagiert hätte. Neben seinen beiden großen Hobbys Imkerei und Dichten, steckt der Haidershofner immer voller Tatendrang.

"Die ganzen Aktivitäten die ich in den letzten Jahren und immer noch betreibe, sind für mich keine Belastung, Alles was die Leute zusammenbringt, ist für mich eine Genugtuung", erklärt Mühlberghuber.

Einziger kleiner Wermutstropfen für den Jubilar am neuen, über 200 Seiten starken Buch ist, dass sich ein paar Mal der Fehlerteufel eingeschlichen hat. "Dafür möchte ich mich entschuldigen", so der Autor mit Hang zum Perfektionismus. Dem Leser wird es kaum auffallen, handelt es sich doch nur um wenige Kleinigkeiten, die bei der Übertragung passiert sind.

Robert Hofer

Gratulationsbild von Franz Mühlberghuber
Foto: © Rundschau
Gratulationsartikel: Steyrer Rundschau, 29.3.2006

Historisches Logo der Zeitung »Das Kleine Blatt«

23.3.1931

Das Kleine Blatt

Die Heilkunst des Aberglaubens.

In großen Gebieten unserer deutschen Lande ist der Aberglaube noch tief im Volke verwurzelt. Es gibt auch in der Stadtbevölkerung noch viele Reste abergläubischer Heilkunst, in vielen ländlichen Gebieten aber treibt der Aberglaube in der Krankenbehandlung noch die seltsamsten Blüten. Die Landärzte klagen dort auch darüber, wie oft es die Kranken mit ihrer Gesundheit bezahlen müssen, daß sie nicht vom Arzt behandelt werden, sondern es mit einer abergläubischen Volksmedizin versuchen, welche nicht nur wirkungslos ist, sondern, wie einige Beispiele zeigen werden, für den Kranken geradezu gefährlich sein können.

Auf der Hygieneausstellung in Dresden hat man dem Aberglauben eine eigene Abteilung eingeräumt. Man kann da sehen, wie verschieden die abergläubischen Vorstellungen von Krankheiten und ihrer Heilung in den verschiedenen Gegenden sind. Und man vergißt, daß wir im Jahre 1931 stehen, und alte Zeiten dunkelster Unwissenheit dämmern wieder herauf ... Aber erzählen wir einiges von dieser seltsamen Heilkunst. Hoffentlich versucht es kein Leser mit einem der "Rezepte" des Aberglaubens.

Ein sehr beliebtes Mittel ist der Urin. Auch in gewissen Gegenden Österreichs findet sich zum Beispiel noch der Glaube, daß man die kranken Augen eines Kindes mit dem Urin der Mutter auswaschen müsse, damit sie gesund werden. Dieses seltsame "Augenwasser" hat auch schon viel Unheil angerichtet. Bekanntlich ist ja der Tripper eine sehr verbreitete Geschlechtskrankheit. Die Keime des Trippers aber finden sich sehr häufig im Urin - und der kommt nun in die Augen des Kindes: Kein Wunder, daß auf diese Weise dem Kinde ein Augentripper, eine schwere, eitrige Augenentzündung, beigebracht wird.

Aber auch andere Krankheiten werden mit dieser Medizin behandelt. Da ist beispielsweise die häufige, harmlose Mundkrankheit der Säuglinge, Soor genannt; sie zeigt sich in der Form von weißlichen Belägen auf der Mundschleimhaut des Säuglings. Der Aberglaube behandelt diese Mundkrankheit durch Auswischen des Mundes mit einer uringetränkten Windel!

Der eigene Urin - getrunken! - soll ein gutes Stärkungsmittel für die Nerven sein! Will man dagegen offene Wunden zur Heilung bringen, dann soll es gut sein - einen Hund darauf urinieren zu lassen! All das ist sehr appetitlich, sehr wirksam und sehr hygienisch!

Aber es gibt noch gefährlichere Formen des Aberglaubens. Eine Fürsorgerin hat aus Sachsen berichtet, daß dort im Dorfe noch der Aberglaube herrsche, daß ein Säugling, der an der Mutterbrust nicht genug Milch bekommt, nicht lebensfähig sei. Wenn die Brust keine Milch gibt, sei das ein Zeichen, daß das Kind sterben müsse.

So kam diese Fürsorgerin zu einem halbverhungerten Kinde, und als sie die Mutter fragte, warum sie denn dem Kleinen nicht Kuhmilch gebe, sagte diese: "Aber das weiß doch jede alte Frau im Orte, daß nichts mehr hilft, wenn die Mutterbrust versagt!" So ließ die Frau, befangen in dem Aberglauben, daß so ein Kind auf jeden Fall verloren sei, den Säugling fast verhungern ...

Gerade in der Kinderaufzucht betätigt sich der Aberglaube besonders ausgiebig. Sehr viele glauben noch an den alten Unsinn, man dürfe einem Kinde vor dem Ende des ersten Lebensjahres die Nägel nicht schneiden, sonst "schneidet man ihm sein Lebensglück ab". Solche Kinder bedrohen mit ihren langen Fingernägeln sich und die Mutter, und eine Fürsorgerin hat so sein Kind gesehen, daß sich ein Auge durch Kratzen so schwer verletzt hat, daß es erblindet ist.

Das abergläubische Getue um das Kind beginnt schon in der Schwangerschaft. Vor, während und nach der Entbindung darf die Frau keine frische Wäsche anziehen, damit sie nicht krank werde. Zahllos sind die Vorschriften darüber, was eine Schwangere nicht tun darf oder was sie tun soll, damit sie auf eine leichte Entbindung und ein gesundes Kind rechnen könne. Der lächerlichste Hokuspokus ist da zu finden, während es auf der anderen Seite an der primitivsten Hygiene des Wochenbettes und der Kinderpflege fehlt.

Beispielsweise wird in vielen ländlichen Gegenden der Säugling in der kalten Jahreszeit nicht an die frische Luft gebracht. Aber schon der frühe Herbst gilt vielfach als kalt, und so bleibt so ein Kind dann den ganzen Herbst und Winter in einer dumpfen, ungelüfteten Bauernstube und selbst in schönen Märztagen darf es nicht an die Luft, denn die Märzluft gilt als gefährlich!

Die Beispiele für abergläubische Krankenbehandlung ließen sich in ungeheurer Zahl vermehren; denn jede Gegend hat da ihre "Spezialitäten", die die ärztliche Kunst ersetzen sollen.

Nur noch einige Proben: Gegen Halsentzündungen muß man sich den linken (!) Strumpf um den Hals binden. Bei Kopf- oder Zahnschmerzen wird ein weißes Tuch umgebunden. Nach drei Tagen wird das Tuch immer nach Sonnenuntergang auf den Wegweiser an einem Kreuzweg gehängt. Dann suchen sich die Schmerzen den Weg zu einem guten Freund und befallen diesen! Ein schöner Freundschaftsdienst, wenn jemand an diese Übertragbarkeit der Schmerzen glaubt!

Sehr einfach ist die Behandlung von Geschwüren: Der Kranke muß nur auf die Straße gehen und Eier in eine Wagenspur legen und sich dann umdrehen. Wenn nun ein Wagen über die Eier fährt, vergehen die Geschwüre. Gegen Lungenkrankheiten wird Hundefett genommen. Kuhmist ist der richtige Umschlag gegen Entzündungen, Pferdemist gegen Frostbeulen.

Nun wird es wieder appetitlich: Um einen Schnupfen loszuwerden, bestreicht man eine Türklinke mit dem Nasenschleim. Wenn dann ein anderer die Klinke abgreift, "trägt er den Schnupfen fort". Wenig appetitlich für den Kranken selbst und außerdem auch eine sehr schädliche Behandlung ist folgende Kurvorschrift gegen Hautkrankheiten: Bei Hautausschlägen soll man sich an drei Donnerstagen hintereinander im Strohlager eines Schweines herumrollen, ohne dabei zu sprechen! Man kann sich denken, wie gut dadurch die Ausschläge werden müssen!

Unglaublich klingt aber der Bericht , daß es Gegenden gibt, in denen noch immer der fürchterliche Aberglaube besteht, ein geschlechtskranker Mann würde dadurch geheilt, daß er mit einem bisher unberührten Mädchen geschlechtlich verkehre. Daß hier die Ansteckung als Form der Behandlung gilt, ist wohl einer der schrecklichsten Auswüchse des Aberglaubens, der in unserer hygienisch fortgeschrittenen Zeit fast wie ein Schauermärchen anmutet ...

Historischer Zeitungsartikel: Das Kleine Blatt, 23.3.1931

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