WIR GRATULIEREN! MENSCHEN SCHREIBEN GESCHICHTE

Immer wieder werden in den Fernseh-Wochenschauen die widerlichen Saufgelage aus München gezeigt. Wenn das Saufen, nicht anders kann man es nennen, in Bayern ein Kult geworden ist, so ist das kein Grund, es bei uns derart zu propagieren. Es ist unerfreulich, mitansehen zu müssen, wie die Leute das Bier in sich hineinstürzen.

Geradezu abstoßend ist es aber, mit welchem Behagen Textverfasser und Wochenschausprecher noch in diesem Biersumpersumpf wühlen. Ein Film über das Tauernkraftwerk Kaprun, sichtlich aus Gelegenheitsaufnahmen zusammengestellt, konnte keinen Eindruck davon vermitteln, was dort wirklich geleistet worden ist.

In der Sendung "Der Markenfreund" wurde nicht über Briefmarken gesprochen, sondern mit einer direkt peinlichen Servilität, halb verkehrswerbend, halb monarchistelnd, die Geschichte eines Operettenfürstentums erzählt. Wie kommt der Vortragende dazu, von den geschäftstüchtigen Briefmarkenherausgebern, die von den Spielverlusten in Monte Carlo und dem gelegentlichen Kapern einer Dollarmillionärin leben, als von "unseren Fürsten" und "unserer fürstlichen Familie" zu sprechen? -

Eine Niete ersten Ranges war auch die großangekündigte Sendung "Der Aristophanes von Wien. Aus dem Leben Johann Nestroys". Die Geschichte beginnt wie der Anfang eines hundertstündigen Theaterstückes, sie scheint überhaupt nur für die Nebenpersonen geschrieben zu sein. Es gibt nichts als Längen und Szenen, die - mit Nestroy in keinem Zusammenhang stehen. Manuskript und Darstellung konnten der Gestalt Nestroys nicht annähernd gerecht werden.

k.

Text der historischen Werbung:

Preziosa Edelseife

Deutlich zeigt uns dieses Bild,
große Dame" wird gespielt.
Und man darf infolgedessen
PREZIOSA nicht vergessen!

aus dem KONSUM