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Während die nationalsozialistische Presse und die Führer in ihren Propagandareden immer ungenierter den Katholizismus als Staatsfeind und wegen seiner Gegnerschaft gegen die Sterilisationsgesetze als Schädiger der deutschen Rasse hinzustellen bemüht sind, wartet die Publizistik der Rassepolitiker auf einmal mit einer gegenteiligen Aufstellung auf:

durch den Zölibat der katholischen Priester werde "beste deutsche Erbmasse" brachgelegt, obendrein sei dieser römische Zölibat schuld, daß so viele hochgemute deutsche Reckengeschlechter ausgestorben seien, denn, wie Alois Schulte in seinem Buche über die Adelsklöster im Mittelalter nachweise, seien infolge der mittelalterlichen Uebung, nachgeborene Söhne und Töchter aus adeligen Familien in reichen Klöstern und auf mit reichen Pfründen ausgestatteten geistlichen Posten zu versorgen, der deutsche Adel dezimiert worden.

So sank infolge des Zölibats, zu dem sich diese Adelssprosse verpflichteten, beispielsweise in Baden in den Jahren zwischen 1000 und 1700 die Zahl des letzten Adels jeweils in 100 Jahren um die Hälfte; um 1100 waren es noch 222 Geschlechter, um 1500 noch 11, um 1700 noch 2, die sich bis heute erhalten haben.

In Westfalen schmolz die Zahl der alten Adelsgeschlechter zwischen 1150 und 1450 jeweils während 50 Jahren auf rund zwei Drittel zusammen. Um 1150 waren es 121 Geschlechter, um 1450 noch 11, um 1700 noch 4, die bis heute noch bestehen. Daß die "Wehrhaftigkeit" der deutschen Ritterschaft ebenfalls ihren großen Anteil an dem Aussterben der Geschlechter hatte, sollte in solchem Zusammenhang nicht übersehen werden.

Oder wenn dem so ist, wenn katholische Erbmasse "die beste deutsche Erbmasse" darstellt, dann hätte die nationalsozialistische allen Anlaß, den katholischen Volksteil respektvoller und schonender zu behandeln, als es der Fall ist.