WIR GRATULIEREN! MENSCHEN SCHREIBEN GESCHICHTE

Startseite.

Schriftzug WIR GRATULIEREN! MENSCHEN SCHREIBEN GESCHICHTE


2689 Gratulationsartikel gefunden

[ Übersicht & Neue Auswahl ]


Beitrag 22 von 2689

Zurück | Vor

GRATULATIONS-
ARTIKEL:

Logo der Zeitung »Bad Ischler Rundschau«

21.6.2005

Bad Ischler Rundschau

Pauline Dall, 90. Geburtstag

Pauline Dall wurde 90. Die Vollendung ihres 90sten Lebensjahrs konnte kürzlich Pauline Dall feiern. Ruhig, still, bescheiden, ohne viel Aufhebens oder gar ein Wort darüber zu verlieren, hat die Jubilarin besonders im pfarrlichen Bereich unschätzbare Dienste geleistet und lange Zeit Besucherdienst im Krankenhaus versehen. 75 Jahre war sie im Kirchenchor aktiv und im Pfarrgemeinderat und Sozialkreis tätig. Als Caritassammlerin ist sie noch heute im Einsatz. Viele Jahre betreute die Jubilarin die Friedhofskapelle und kam nicht selten aus eigener Tasche für den Blumenschmuck auf. Sie leitete die Seniorengruppe der Pfarre, legte beim Umtauschbazar Hand an und half bei der Bastelrunde. Auch die Bücherei hatte in ihr jahrzehntelang eine unermüdliche Helferin. Die Gemeinde würdigte ihren Einsatz mit der Verleihung des Ehrenzeichens. Ihren Geburtstag feierte die Jubilarin, die sich in ihrem neuen Zuhause im Bezirksseniorenheim sehr wohl fühlt, im Kreis ihrer sechs Töchter.
Gratulationsbild von Pauline Dall
Foto: © Hör
Gratulationsartikel: Bad Ischler Rundschau, 21.6.2005

Historisches Logo der Zeitung »Reichspost«

20.6.1915

Reichspost

Unsere Hausfrauen zur Kriegszeit.

Streifzüge durch ihre tägliche Sorgenwelt. Es gibt jetzt keinen unangenehmeren Beruf, als Hausfrau zu sein. Der Weltkrieg mit seinen wirtschaftlichen Folgen hat ihn zu einem wenig beneidenswerten gemacht, insonderlich dann, wenn der gestrenge Gatte ein Wiener ist, der die angeborene Eigenschaft des "Raunzens" auch in Kriegszeiten nicht lassen kann, wenngleich er in seinem Innersten von der patriotischesten Gesinnung erfüllt und gewillt ist, auch noch mehr Opfer zu bringen.

Er hat ein Gesicht geschnitten, als die reschen, frischgebackenen Kaisersemmeln zum Frühstück verschwanden und die Kriegswecken kamen. Er hat dann der Not gehorchend, sogar Brot verzehrt, obwohl er unter Zeugenschaft des ganzen Stammtisches erklärt hatte, der Krieg könne Jahrhunderte dauern, ehe er zum Kaffee ein Brot essen werde. Schließlich kam das Mais- und Futtermehlbrot. Als er zu letzterem gerochen hatte, ballte er die Fäuste, schlug damit auf den Tisch, sprach eine gefährliche Drohung gegen die Bäcker im allgemeinen und seinen im besonderen aus und sagte dann, gleichsam in den letzten Zügen liegend, zu seiner Frau:

"Weib, wenn Du mir noch ein solches Brot vorsetzest, kann es mein Tod sein!" Dabei verdrehte er die Augen, so daß ihn seine Frau händeringend bat, wenigstens heute noch im Sterben innezuhalten. Dies tat er auch in den meisten Fällen, blieb am Leben und aß von nun an Maisbrot, obwohl er behauptete, das Brot nehme ihm 10 Jahre seines Daseins. Auf diese und ähnliche Weise haben unsere Hausfrauen im Laufe der Zeit die Brotsorge losbekommen: die Männer gewöhnten sich an das Kriegsbrot.

Schlimmer allerdings war es bei jenen Frauen, die in einer kinderreichen Familie die Brotfrage zu lösen hatten. Für hungrige Frühstücksmägen eßlustiger Knaben und Mädchen hätte man nicht genug Brot kaufen können. Da standen wohl viele Hausfrauen hilflos da und wußten nicht, was sie anfangen sollten. Einige unter ihnen, die ihre Jugend in Ost- und Südsteiermark verbracht hatten, die wußten sich allerdings zu helfen. Die nahmen frühmorgens Maismehl oder -grieß her; ein "Sterz" entstand und im Augenblick war der nahrhafteste Semmelersatz zum Kaffee geschaffen. Und hatten die Kleinen ihr Ränzlein gefüllt, verzichteten sie gerne aufs Gabelfrühstück, denn so eine Portion "Sterz" läßt vier, fünf Stunden keinen Hunger aufkommen.

Damit aber hatten die Morgensorgen noch kein Ende. Zur Brot- gesellte sich die Milchfrage. Brot- und Milchversorgung sind heute allerdings schon besser geworden und werden nach der neuen Ernte hoffentlich wieder in die alten Bahnen zurückkehren, hauptsächlich in bezug auf die Preise. Aber eine Zeitlang war das Brot- und Milchholen für die Hausfrauen das reinste Martyrium. In mehreren Wiener Bezirken ist es übrigens durch die brutale Rücksichtslosigkeit mancher Geschäftsleute, die man sich merken wird, wenn sie im Frieden wieder um die geehrte Kundschaft betteln kommen, heute noch nicht so weit, daß man um sein teures Geld wenigstens halbwertige Ware bekommt.

Die eine Milchfrau hat an der Geschäftstür eine Tafel angebracht: "Ausverkauft", die zweite sagt: "Ja an Viertelliter können's hab'n, mehr kann i net hergeb'n, weil andere auch a Milch hab'n woll'n!" Das sind noch die Anständigen. Es gibt aber auch solche, die sagen: "Bei mir kriegen nur meine Kundschaften a Milch, für andere Leut' hab' i kane!" oder "Ja, geltns, a Milch möchtns hab'n, aber die Eier und "den" Butter kaufns bei der Mehlmesserin. Die soll Ihna jetzt nur d'Milch a geb'n!" Das sind jene, die an den Pranger gehören und auch tagtäglich fast im Gerichtssaale wegen verweigerten Milchverkaufes erscheinen. Sie haben Milch genug, geben sie aber nur jenen, die ihnen zu Geschichte stehen.

Bei all dem ist gute Milch selten zu haben. Was man da als Milch bekommt, ist in vielen Fällen mit nichts anderem als mit Kalkwasser zu vergleichen, in das ein paar Löffel voll Natron geworfen wurden. Der Rahm, der bedeutend teurer als die Milch verkauft wird, ist wässerige, saure Milch und zu einer Rahmsuppe oder -tunke überhaupt unverwendbar. Begreiflich, daß unter solchen Umständen die Mehlspeisen, zu denen man ja meistens Milch und Rahm benötigt, nicht gut geraten und die Hausfrauen zur Verzweiflung bringen, weil die p. t. Ehegatten glauben, ihre Frauen hätten das Kochen verlernt.

Dazu sind aber die meisten Familien des Mittelstandes, deren Einkommen nicht dasjenige von Kriegslieferanten oder qualifizierten Arsenalarbeitern erreicht, gezwungen, sich größtenteils von Mehlspeisen zu nähren; denn das Fleisch ist überhaupt unerschwinglich geworden. Wenn heute jemand zwei-, dreimal ein Kalbsschnitzel in der Woche ißt, so kann er sich das zur Not noch leisten, aber, wer 30 Deka Rindfleisch um 2 Kronen kauft, der hat entweder einen Haupttreffer gemacht oder kommt in den Verdacht, nächtlicherweise bei einem Juwelier gewesen zu sein.

Einen Kalbskopf samt Hirn hat man früher um Krone 1.20 bekommen, heute muß man für das Kalbshirn allein 2 Kronen bezahlen. Die paar Lebensmittel, welche im Frühjahr billig geworden sind, wie Spinat und Salat, steigen bereits wieder im Preise. Kohlrüben und Kochsalat allein gehen augenblicklich noch an. Unerhört aber ist der Preis für Zwiebel in die Höhe getrieben worden, für ein Kilo, daß im Frieden 60 Heller gekostet hat, werden jetzt Kronen 2.40 gefordert.

Dabei darf man aber nicht vergessen, daß auch alle anderen nicht unmittelbar zur Ernährung dienenden Artikel wie Spiritus, Petroleum, Holz, Kohlen etc. viel teuerer geworden sind. Da ist es kein Wunder, wenn unsere Frauen gelegentlich an den Gatten, der nicht weiß, wo das Wirtschaftsgeld hinkommt, die Bitte richten, er möge es nur einmal selber versuchen.

Und trotzdem! Unsere Hausfrauen verzagen nicht. Sie wollen durchhalten gleich jenen im Felde. Sie bringen tapfer alle Opfer, weil jene im Felde noch größere bringen. Sie führen den Weltkrieg wirtschaftlich und wissen, daß auch an ihre Fahnen der Sieg sich heften wird.

Hans Maurer
Historischer Zeitungsartikel: Reichspost, 20.6.1915

Erzählen SIE uns von früher. Wir veröffentlichen Ihre Geschichte.

Diese Seite an jemanden senden






Zurück | Vor


XHTML | CSS|

WIR GRATULIEREN! MENSCHEN SCHREIBEN GESCHICHTE.

Ein DER LICHTBLICK Projekt.