3.5.2006
28.4.1956
Die Zahl der Fremden, die in den nächsten Monaten Wien besuchen werden, dürfte mehr als doppelt so hoch sein wie die des Jahres 1937, erklärte Freitag der Leiter des Österreichischen Verkehrsbüros, Leopold Millwisch, in einem Vortrag im Presseklub.
Aus den Vereinigten Staaten, aus England, Skandinavien und Deutschland liegen schon jetzt mehr als doppelt soviel Anmeldungen von Urlaubern vor als im letzten Jahr. Aber auch aus der Schweiz und aus Frankreich werden mehr Besucher als in früheren Jahren kommen.
Große Schwierigkeiten bereitet die Unterbringung der ausländischen Besucher, weil in Wien die Zahl der Hotelplätze um sechs Prozent unter der des Jahres 1937 liegt. Dazu kommt, daß viele Hotels veraltet sind.
Der Massenbesuch von Ausländern würde in den Sommermonaten zu einer Übervölkerung unserer Stadt führen, würden nicht die Wiener zur gleichen Zeit die Stadt verlassen, um ihren Urlaub auf dem Land oder gleichfalls im Ausland zu verbringen.
Heuer ist zum erstenmal gelungen, die Spitze dieser Massenverschiebungen dadurch zu mildern, daß die Reisesaison verlängert wurde. Während früher nur der Juli und der August Urlaubsmonate waren, erstreckt sich heuer die Feriensaison von Ende Mai bis Ende September. Interessant ist, daß sowohl die Ausländer als auch die Österreicher vielfach wieder die Bahnfahrt dem Transport in Autobussen vorziehen. Das ist darauf zurückzuführen, daß die Bahn durch die Inbetriebnahme der Austroexpreßzüge und der Sportliegewagen größere Bequemlichkeiten bietet. Nach der Auflassung der dritten Klasse im Sommer werden alle Waggons mit Polstersitzen ausgestattet sein.
Seit Ostern veranstaltet das Verkehrsbüro regelmäßig Rundflüge. Da diese Rundflüge in einer viersitzigen Sportmaschine, die von Schwechat aus startet, bisher immer ausverkauft waren, führt das Verkehrsbüro von heute an außerdem Rundflüge über Wien in Hubschraubern durch, die jeden Mittwoch, Samstag und Sonntag vom Parkplatz zwischen Ausstellungsstraße und Messegelände starten.
Zum erstenmal können Österreicher heuer Besuchsreisen in fast alle osteuropäischen Länder unternehmen. Dafür liegen jedoch nur wenige Anmeldungen vor. Der Grund dafür liegt in den Preisen. In Moskau zum Beispiel kostet der Aufenthalt pro Tag 600 bis 800 Schilling. Dagegen ist Budapest mit einer Tagespension von 140 Schilling geradezu als billig zu bezeichnen.
Zum Vergleich sei angeführt, daß die Tagespensionen in Österreich im Durchschnitt 30 bis 40 Schilling kosten.
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