12.4.2006
14.4.1956
Die Börse ist abgebrannt. Nicht, weil Freitag war, nicht, weil der Dreizehnte war! Fünfzehn Stunden vorher hatte man - wenn's wahr ist - Brandgeruch bemerkt. In der Börse gab es - wenn's wahr ist - keine Feuermelder. In den Räumen, in denen der Brand entdeckt wurde, war - wenn's wahr ist - kein Telephon zugänglich. Der Nachtwächter mußte erst zur Austria-Presse-Agentur rennen, die zwar im gleichen Haus, aber am anderen Ende untergebracht ist.
Hätte er ein Telephon, hätte er einen Feuermelder bei der Hand gehabt - hätte man vielleicht ... Hätte man gleich, als man den Brandgeruch spürte, die Feuerwehr gerufen - hätte man wahrscheinlich ... Aber man hat nicht!
Als vor einiger Zeit ein kleiner Angestellter eines Wiener Großbetriebes, der einige Milliarden wert ist, Brandgeruch wahrnahm und, ohne zu zögern, die Feuerwehr rief, die eine Minute später mit einem Löschzug da war - machte ihm sein Direktor am nächsten Tag Vorwürfe: Wie er auf die Idee käme, selber die Feuerwehr zu holen? Dazu sei der diensthabende Nachtportier da, der seinerseits zuerst den Hausverwalter zu informieren habe. Der habe zu entscheiden, ob man dürfe oder nicht!
Die Rotunde ist seinerzeit abgebrannt - wegen einer Schlamperei. Das Belvedere ist teilweise ausgebrannt - weil der Nachtwächter nicht telephonieren konnte. Morgen kann es anderswo passieren. Nicht, weil Sonntag, nicht, weil der Fünfzehnte war. Sondern, weil wir entsetzlich faul und träge sind. Weil ein Bürokrat einen Nachtwächter, einen Feuerlöscher, ein Telephon, einen Feuermelder ersparen wollte. Weil - eh nix gschieht! Wie man aber sieht, geschieht doch etwas.
West
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