9.5.2006
7.5.1926
Amtlich wird verlautbart: Gestern vormittags fand im Bundeskanzleramte eine längere Aussprache der am Semmelpreis interessierten Aemter und Behörden mit einer vom Vorsteher Eiles geführten Abordnung der Wiener Bäckergenossenschaft statt. Hiebei wurde das Ergebnis der in der letzten Woche gepflogenen Erhebungen und durchgeführten amtlichen Probebackungen eingehend erörtert.
Hinsichtlich der von den Bäckern zu zahlenden Mehleinkaufspreise konnte festgestellt werden, daß im Durchschnitt das Mehl von den Bäckern zum Börsenkurse eingekauft wird. Die unter Führung des Hofrates Windt vorgenommenen Probebackungen ergaben die Herstellung von durchschnittlich 31 Semmeln aus einem Kilogramm Mehl, wenn von der Ausnützung besonders rationell ausgestalteter Betriebe abgesehen wird.
Dieses Ergebnis bleibt allerdings hinter der nach den seinerzeitigen Angaben der Genossenschaft mit 32 Stück eingesetzten Ziffer des Kalkulationsgutachtens der Professoren Hertl und Müller zurück, doch ergaben die Probebackungen, daß andererseits mit geringeren Mengen von Zutaten, als dieses Gutachten annahm, das Auslangen gefunden wird, wodurch die kleinere Ausbeute aufgewogen erscheint.
Eine einvernehmliche Vereinigung der Angelegenheit ist bei der Aussprache nicht erzielt worden. Da jedoch die schwächeren Betriebe im Wiener Bäckergewerbe infolge ihrer finanziellen Lage, der Notwendigkeit von Investitionen und dergleichen dermalen ein gewisses Entgegenkommen benötigen, hat das Bundeskanzleramt nach Abschluß der Aussprache der erschienenen Abordnung mitgeteilt, daß vorübergehend bis auf weiteres bei Beibehaltung des Semmelpreises von sechs Groschen gegen eine geringe Gewichtsverminderung kein Einwand erhoben würde.
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