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143 Gratulationsartikel gefunden

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Beitrag 14 von 143

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Gratulationsbild von Maria Hofleitner
Foto: © Ebner
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ARTIKEL:
  • Publikation: Braunauer Rundschau, 11.1.2006
  • Vorname: Maria
  • Familienname: Hofleitner
  • Wohnort: Mattighofen
  • Jubiläum: 95. Geburtstag
  • Geburtsdatum: 1.1.1911
  • Der historische Zeitungsartikel zu diesem Gratulationsartikel. LESEN SIE NACH!

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11.1.2006

Braunauer Rundschau

Maria Hofleitner, 95. Geburtstag

95 Jahre: Maria Hofleitner am 1. Jänner 2006.
Gratulationsartikel: Braunauer Rundschau, 11.1.2006

Historisches Logo der Zeitung »Pester Lloyd«

1.1.1911

Pester Lloyd

Wie soll man sich photographieren lassen?

Die künstlerische Strömung, die in der Neuzeit alle Gebiete erfaßte, hat auch in der Photographie manche Umwälzung geschaffen. Sie hat die Schablone beiseite geschoben und an ihre Stelle die individuelle Auffassung gesetzt. Früher einmal war der Gedanke, zum Photographen zu gehen, für die meisten Leute wenig verlockend. Wenn einem die guten Bilder auch Freude machten, so hatten die Vorbedingungen hiezu doch viel Aehnlichkeit mit den feinen Nervenmartern zahnärztlicher Ateliers.

Man wurde in die unnatürlichste pose gestellt, der Kopf in einen zu diesem zwecke bereitstehenden Apparat festgeschraubt und das "recht freundliche Lächeln" im kategorischen Imperativ gefordert. Natürlich wurde der Gesichtsausdruck dadurch steif, der Mund krampfhaft verzogen und die Augen erschienen leblos. Man traf auch lange Vorbereitungen. Besonders die Damen. Sie suchten ihre Prunkgewänder hervor, die sie bloß bei äußerst seltenen Festgelegenheiten trugen und die ihnen schon an und für sich etwas Fremdes, Unnatürliches verliehen.

Sie ließen sich vom Friseur Koiffüren aufbauen, die von der Art, wie sie sich alltäglich zu kämmen pflegten, vollkommen abwichen. Kurz, es geschah alles, um die Bilder möglichst affektiert und unähnlich zu gestalten. Heute weiß die die große Allgemeinheit bereits, daß nur dem Leben abgelauschte Bilder im künstlerischen Sinne wirklich gut sind und jeder tüchtige Photograph muß auch ein wenig Psycholog sein.

Ein Porträt soll gewiß in erster Reihe ähnlich sein, aber die Aehnlichkeit im engsten Sinne ist nicht mehr das einzige Ziel der modernen Photographie. Jeder auf der Höhe seiner Aufgabe stehende Kamerakünstler will den Geist, die Psyche des Porträtierten auf das Papier bannen und ihn ohne Zwang, ohne Kopfhalter, ohne den verbrauchten Trödel gemalter Kulissen, Kunstblumen und protzenhafter Möbel darstellen.

Die vornehme Auffassung, die Einfachheit, wie sie die alten Meister in ihren Porträts lehren, sind die heutigen Ziele der Photographen geworden. Beleuchtung, Ausdruck des Gesichts, freie ungezwungene Haltung und der zur Persönlichkeit stimmende Hintergrund sind als die wichtigsten Faktoren anerkannt worden. Unsere großen photographischen Ateliers haben diese Aufgabe voll erfaßt und sie streben im Photoporträt, unterstützt durch die neuesten technischen Erfindungen auf diesem Gebiete, den hohen Idealen künstlerischer Bildnisse zu.

In dem neu adaptierten Palais Ecke Giselaplatz und Dorotheagasse ist das Streliskysche Atelier in der neuen, allen modernen Anforderungen entsprechenden Form entstanden. Schon der äußere Komfort, der das schablonenhafte Wartezimmer früherer Tage verdrängte, läßt auf alle Errungenschaften der Neuzeit schließen. An eine Hall mit Marmorstatuen, blühenden Orchideen und plätschernden Springbrunnen reiht sich ein Salon, in warmem Gelb abgetönt, mit antiken Louis XVI.-Möbeln und Kunstobjekten, ein Rauchzimmer mit tiefen, lauschigen Ecken und einer ganzen Menge kleiner, koketter, in blaßrosa gehaltener Ankleidekabine

Unter den Bildern im neuesten Genre, in modernster Technik fallen uns in erster Reihe die Photoskizzen auf. Sie gleichen den feinen Strichzeichnungen, die eine künstlerische Hand entwirft und haben in ihren hellen Tönungen ungemeine Feinheiten und Liebreiz. Ihre herstellung erfolgt, indem auf der Matrize die Flächen verdeckt und bloß die Konturen scharf ausgearbeitet werden. Selbstverständlich verlangt diese Technik die volle Gewandtheit der Linienführung.

Auch einige überaus elegante Silhouetten zogen unsere Aufmerksamkeit auf sich. Sie sind im Genre Reitlingens, des Pariser Doyens der photographischen Kunst, gehalten und zeigen uns in den feinsten Nuancen alle Toilettendetails der komplizierten Mode. Die elegante Silhouette kommt im Gegensatz zur neoimpressionistischen Dührkrop-Schule voll zur Geltung. Namentlich ist es die weiß-schwarze Moderichtung unserer Tage, die auf diesen schicken mondainen Bildern ihre Rechnung findet.

Charakteristisch und fein in der Ausführung sind auch die Aquarelle, unter denen wir die Porträts der Erzherzogin Auguste, der Gräfin Khuen-Hédervary und der Gräfin Andrássy hervorheben wollen. In all diesen modern aufgefaßten Bildern ist eine Stimmung geschaffen, die anregt. Die vornehme Ruhe des Hintergrundes ist gleichsam ein Gebot feinster Bildnisästhetik geworden. Wie es scheint, haben unsere Photokünstler ihre Aufgabe wohl erfaßt und es liegt nun an jenen, die sich porträtieren lassen wollen, ihren Intentionen zu folgen.

E.

Historischer Zeitungsartikel: Pester Lloyd, 1.1.1911
Junge modische Frau mit Hut, Stola und Monokel inspiziert auf Sockel stehenden Schuh in der Größe ihrer Statur. Illustrierte Werbung für "Schuhwarenhäuser Reschovsky, Wien."
Historische Werbung (Ausschnitt): »Pester Lloyd«, 1.1.1911

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