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Gratulationsbild von Thomas Eppacher, Dr.
Foto: © Privat
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ARTIKEL:

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15.3.2006

Freistädter Rundschau

Thomas Eppacher, Dr., 75. Geburtstag

Pfarrer Prof. Dr. Thomas Eppacher, Waldburg 16, feierte die Vollendung des 75. Lebensjahres.
Gratulationsartikel: Freistädter Rundschau, 15.3.2006

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9.3.1931

Das Kleine Blatt

Der Giftgehalt alkoholischer Getränke.

Daß der Alkohol ein Gift ist, kann nach dem Urteil aller wissenden, ehrlichen und nicht im Dienst des Alkoholkapitals stehenden Ärzte heute nicht mehr bezweifelt werden. Viele Menschen sind darum auch schon zu der vernünftigen Überzeugung gekommen, daß es am besten sei, gar nicht erst zu fragen, wieviel von den alkoholischen Trunk zulässig sei, sondern einer Sache, die an und für sich eine schädliche Sache ist, einfach ganz zu entsagen.

Neben diesen Abstinenten, die ja auch der Meinung sind, daß der Alkoholismus nur dann ganz verschwinden wird, wenn der Alkohol boykottiert wird, gibt es auch sehr viele Mäßige oder "Temperenzler", die da glauben, wenn man nur Maß halte, sei die Sache nicht gefährlich, man dürfe wohl trinken, aber kein "Trinker" sein. Nun, es ist ja selbstverständlich richtig, daß wenig trinken besser ist als viel trinken, aber auch mäßige Mengen von Alkohol sind als schädlich zu bezeichnen.

Abgesehen davon aber sind ja die Auffassungen bezüglich der Mäßigkeit sehr verschieden, und gar mancher hält sich gern für einen bescheidenen Trinker, obwohl er täglich sein gutes Quantum Alkohol zu sich nimmt. Überdies aber sind sich viele Leute gar nicht darüber im klaren, wie stark und wie schädlich die alkoholischen Getränke sind, und manche Arten des Alkoholgenusses gelten überhaupt als harmlos, obwohl sie es durchaus nicht sind.

So gibt man beispielsweise kleinen Kindern ohne Bedenken Likörbonbons. Aber es ist festgestellt worden, daß sieben Likörbonbons ein richtiges Schnapsglas voll Likör ergeben! Als harmlos gilt auch der Most oder Obstwein, obwohl er in Wahrheit oft recht hohe Grade des Alkoholgehalts erreicht. Dies hängt von dem Ausmaß des Wasserzusatzes bei der Zubereitung ab, so daß der Apfel- oder Birnenwein einen wechselnden Spiritusgehalt von dreieinhalb bis siebeneinhalb Prozent besitzt!

Die Beerenweine, die aus Kirschen, Heidelbeeren, Stachel- und Johannisbeeren hergestellt und gleich dem Most auf dem Lande als "Haustrunk" in ungeheuren Mengen getrunken werden, sind meist noch stärker und enthalten bis zu zwölf Prozent Alkohol.

Eine eigene Sache ist es mit dem Bier. Wohl enthält das gewöhnliche Bier nur etwa vier Teile Alkohol in hundert Teilen Bier - das Starkbier geht allerdings bis zu acht Prozent! -, doch ist auch dieses "leichte" Getränk durchaus nicht ungefährlich. Denn vom Bier wird ja dafür um so viel mehr getrunken, so daß die gesamte Alkoholmenge die vom Wein- oder Schnapstrinker genossene gewöhnlich erreicht und oft sogar übersteigt.

Dazu kommt aber noch, daß dabei nicht nur der Alkohol an sich seine gewöhnlichen Schäden erzeugt, sondern daß außerdem die gewaltige Menge Flüssigkeit, die so ein Biertrinker aufnimmt, dem Organismus schadet. Wenn sich ein Wassertrinker vielleicht einen bis anderthalb Liter im Tage zuführt, so kommt der Bierkonsument leicht auf vier bis sechs Liter Flüssigkeit - und viele, die sich noch für mäßig halten, trinken noch mehr.

So wirken hier der Alkohol und das unnatürlich große Flüssigkeitsquantum zusammen, um jene zahlreichen, schweren Organschäden entstehen zu lassen, für die das "Bierherz" wohl ein bekanntes Beispiel ist. Daß der Wein ein stärkeres Getränk ist, das Bier an Alkoholgehalt übertrifft (wenn man nämlich gleiche Trinkmengen vergleicht!), ist ja bekannt genug.

Aber auch die Stäke des Traubenweines ist sehr verschieden, sie schwankt zwischen fünfeinhalb und zehneinhalb Prozent Alkohol. Die starken Südweine erreichen aber auch fast zwanzig Prozent! Man kann sich also leicht ausrechnen, wieviel Gramm von dem alkoholischen Gift etwa ein Kind bekommt, dem man "nur ein einziges Glas" verabreicht.

Die Stärke der Branntweine schwankt enorm und, da sie bei den einzelnen Arten der Schnäpse vielfach unbekannt ist, trifft der Branntwein den Trinker häufig viel stärker, als dieser sich's vermutet hat. Wie groß da die Unterschiede sind, mögen einige Beispiele lehren:

Zu den schwächeren Schnäpsen gehören die Liköre, die aus dem Branntwein durch Zusatz von aromatischen Essenzen und oft auch von Zucker gewonnen werden. Nun hat beispielsweise ein Chartreuse immerhin sechsunddreißig, ein Kümmel vierzig Prozent Alkoholgehalt! Der bekannte "Aperitif" Absinth, ein zuckerfreier Likör, kommt auf sechzig bis siebzig Prozent!

Es muß aber noch hinzugefügt werden, daß die "Aperitifs", also Wermut, Bitter Absinth, nicht nur durch ihren hohen Alkoholgehalt, sondern auch wegen anderer Stoffe, die sie enthalten, besonders gefährlich sind, und zwar in erster Linie für das Zentralnervensystem. Von anderen Branntweinen ist ja der Kognak mit seinen sechzig, der Rum mit siebzig Prozent Stärke genug berühmt, aber zu wenig berüchtigt.

Den Rekord in der Giftskala hält der Jamaikarum, der dem Trinkenden in hundert Teilen des Getränks gleich siebenundsiebzig Teile Alkohol zuführt. Man möge aus dieser Darstellung der alkoholischen Getränke deren Gefahren ersehen und auch erkennen, wie irrtümlich oft der Begriff der "Mäßigkeit" aufgefaßt wird.

Jeder Arzt und jeder verständige Laie muß aber hoffen, daß bald eine Zeit kommen möge, in der solche Aufklärungen überflüssig sein werden, weil die Menschen es verschmähen werden, den Alkohol in irgendeiner Form zu genießen; eine Zeit, in der man allgemein den Boykott über jenes Gift verhängen wird, das schon so viel Krankheit, Elend und Verbrechen verschuldet hat.

Historischer Zeitungsartikel: Das Kleine Blatt, 9.3.1931

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