Pietro Mascagni wurde in Rom von einem Vertreter der "Tribuna" über allerlei musikalische Probleme ausgefragt. Unter anderem auch über seine Stellung zur Jazzmusik. Der Maestro erwiderte entrüstet: "Um Gotteswillen, sprechen Sie nicht von dieser Scheußlichkeit. Man behauptet, daß die Jazzbandmusik von den Negern zu uns gekommen sei. Das ist ein großer Irrtum, der den Negern bitter unrecht tut.
Ich selbst habe vor etwa zwanzig Jahren eine große Zahl von Tanzliedern und Tanzweisen der Neger gesammelt und ich kann ihnen die Versicherung geben, daß hier ein wahrhaft wertvolles, künstlerisches Material unbenutzt brachliegt. Vielleicht werde ich schließlich doch noch meine Absicht ausführen, eine Sinfonie nach Originalnegermotiven zu schreiben, nur um die Musik einer Rasse, die wir zu Unrecht so gering einschätzen, zu Ehren zu bringen.
Wenn ich eine Jazzbandkapelle mit ihrer blökenden, meckernden, brutalen Lärmmacherei höre, so erleide ich geradezu körperliche Qualen; wie furchtbar ist der Mann, der das Saxophon bläst und sich die erdenkliche Mühe gibt, die Laute der niedrigsten Tiergattungen nachzuahmen! Und wie stilwidrig benehmen sich die Paare, die zu dieser unqualifizierbaren Musik tanzen!
Statt die unnatürlichen Bewegungen auszuführen, wie sie der mißtönenden, vorgeblichen Negermusik entsprechen würden, gefallen sie sich darin, im nachdenklichen, kopfhängerischen Leichenschritt dahinzutrotten. Je verrückter und wilder sich das Orchester gebärdet, desto strenger und ernster wird das Tempo der Tänzer, die im Schritt einer Trauerparade den Saal durchschreiten.
Glauben Sie mir, man wird zu Strauß zurückkehren, der gewiß kein Gedankenmusiker wie Beethoven war, der aber gewissenhaft und mit hohem künstlerischen Ernst mit seinem Pfund zu wuchern verstand, das Gott ihm verliehen hat. Mit anderen Worten, er hat stets Tanzmusik geschrieben, in der die sinnige Sehnsucht, der Liebreiz und der Farbenglanz sich zu unvergleichlicher Harmonie verbinden."
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