3.5.2006
29.4.1956
Das Riesenrad - durch die Dezimierung seiner Gondeln ein wenig gerupft - ist zwar noch immer das Symbol des Wiener Praters, aber nicht mehr seine Hauptattraktion. Vom Hubschrauber kann man auf Wien - und auf das Riesenrad - herunterblicken.
Der Hubschrauber hat am Rande des Praters seinen Startplatz bezogen und wurde Samstag nach der Pratereröffnung sofort von einer Menge Schaulustiger umlagert, obwohl die Rundflugpreise noch recht geschmalzen sind: 120 Schilling, während die Fahrt auf dem Riesenrad 5 Schilling kostet.
Die Praterunternehmer hoffen, daß der heurige Sommer für sie ein gutes Geschäft wird: zum erstenmal kommen ja Fremde völlig ungehemmt nach Wien. Neue Attraktionen erwarten die Kinder aller Altersstufen. Neben einer Autobahn, wo chromblitzende Autos mit Getöse aufeinander- und ineinanderkrachen, gibt es eine Anzahl neuer Ringelspiele und eine hochschaubahnähnliche Einschienenbahn, die aber für Leute mit schwachem Magen nicht geeignet ist.
Drei Geisterbahnen bemühen sich, dem Publikum das Gruseln beizubringen. Das Vivarium hat vor ein paar Tagen eine neue Lieferung von Tieren bekommen. Auch die alten Attraktionen sind auf Hochglanz hergerichtet.
Überall ist zu bemerken, daß die Technik auf dem Vormarsch ist. Das Autodrom verdrängt das Hutschpferd und das Ringelspiel. Selbst die Kleinsten wollen lieber im Auto fahren, als auf einem Hutschpferd langsam im Kreis zu schaukeln.
Obwohl man bestrebt ist, den Prater zu modernisieren, soll er doch seine typische Wiener Note beibehalten. "Wir wollen keinen ausländischen Vergnügungspark, sondern einen Wiener Volksprater", sagte die Obmännin des Verbandes Wiener Praterunternehmer in einer Pressekonferenz - ob sich der Wurstel mit den Automaten und Maschinen auf die Dauer verträgt, wird sich erst herausstellen.
Der neue Praterstern begünstigt den Verkehr zum und um den Volksprater. Auch die Ausstellungsstraße, als die Hauptzufahrt zum Messegelände, zum Stadion und zum Trabrennplatz, ist für den Prater wichtig. Neue Parkplätze werden den Autobussen und Fahrzeugen aller Art vergrößerte Parkmöglichkeiten bieten. Die Praterunternehmer legen Wert darauf, daß der Volksprater nicht mit anderen als "Dschungel" verschrienen Teilen des Praters verwechselt wird.
"Im Volksprater gibt es nichts Gefährliches", meinte dazu die Obmännin des Verbandes.
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