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Ueber die Frage der Wein-Heereslieferungen war bis vor kurzem vollstes Dunkel verbreitet. Weder wußte man, wie sich die oberste Heeresverwaltung zu der Frage "mäßiger Alkoholgenuß oder absolute Abstinenz" verhält, noch wie die Lieferungen von Wein für die Truppen durchgeführt werden. Da kam, ziemlich lang nach Beginn des großen Krieges, im April d. J. die erste offizielle Ausschreibung des k. u. k. Kriegsministeriums auf größere Mengen von Rotwein, und diese offizielle Ausschreibung ließ glücklicherweise erkennen, daß die Kriegsverwaltung sich zu dem einzig richtigen Mittel des öffentlichen Wettbewerbes entschlossen hat.

Hintertreppenmachinationen, Zwischenhändler und Faiseure ohne Beruf, die heute in dem und morgen in dem Fache ihre "guten Dienste" anbieten und öfters angenommen sehen, sich an den Wein-Heereslieferungen zu beteiligen. Die Ausschreibung dürfte sich bald wiederholen und dann nicht bloß Rotwein, sondern auch Weißwein betreffen. Letzteres läßt sich wohl bestimmt erwarten.

Denn wenn auch die erwähnte Ausschreibung nur Rotwein "für sanitäre Zwecke", also für Spitäler, betraf, so ist aus der Tatsache, daß die Heeresverwaltung die Bedeutung des mäßigen Weingenusses für Rekonvaleszente anerkennt, sie auch die Wirkungen eines guten Tropfens auf die kämpfenden Truppen logischerweise anerkennen muß und wird, umsomehr als durch den Eintritt Italiens in den Krieg gegen uns dieser eine ungewisse Verlängerung erfahren hat und in dem schwierigen Gelände auf dem Kriegsschauplatze an unseren südlichen Grenzen der Soldat in dem großen strapaziösen Ringen zur Erhaltung seiner Spannkraft und zur Weckung der durch langwierige Märsche und Mühsale im Schützengraben erschlafften Lebensgeister einer Auffrischung, wie sie ein guter Tropfen Wein bringt, dringend bedarf.

Alle Weinbauvereine mögen daher schon jetzt Vorbereitungen treffen, die Vorräte über Mitglieder in Evidenz zu halten und bei der voraussichtlich baldigen Veröffentlichung neuer Offertausschreibungen seitens des Kriegsministeriums anzumelden.