9.5.2006
3.5.1921
Nahe an der Grenze des tschecho-slowakischen Staates in Laa an der Thaya wurde Sonntag, den 1. Mai, eine unter dem Ehrenschutze der Frau Bundesrätin Dr. Pichl stehende Handarbeitsausstellung eröffnet, die den guten Ruf österreichischer Kunstfertigkeit rechtfertigt. Die Ortsgruppe Laa der Zentralorganisation katholischer Frauen (früher KFO.) veranstaltete im Festsaal der Realschule eine weit über 1000 Nummern umfassende Ausstellung, die Gegenstände aller Techniken umfaßt. An der Spitze des zu diesem Zwecke gebildeten Arbeitsausschusses stand Frau Anna Baumgartner.
Zur feierlichen Eröffnung waren erschienen: NR. Eisenhut, Labg. Göstl, Bgm. Bodensteiner, Dechant Jungbauer, alle Spitzen der Behörden, insbesondere die Herren Bezirksschulinspektoren von Mistelbach und die Direktoren der Laaer Lehranstalten, sowie eine große Anzahl kunstsinniger Damen und Herren.
Fräulein Mag. Pharm. Emilie Waigner hielt die Festrede, in der sie den erzieherischen Wert der Handarbeit darlegte. Sie zeigte, was Frauenhände zu leisten vermögen, wie sie bemüht sind, durch Arbeiten mit persönlicher Note ein trautes Heim zu schmücken. Die Not der Zeit könne uns vieles nehmen, aber ganz arm und öde könne sie unser Heim nicht machen, wenn Frauenhände dagegen den Kampf aufzunehmen bereit sind.
Frauenarbeit lasse sich nicht durch Maschinenarbeit ersetzen. Es liegt in ihr eine Unsumme von Poesie, die die materialistische Gegenwart nicht mehr einzuschätzen versteht. Frau Bundesrat Dr. Pichl wies in ihrer Rede darauf hin, daß gerade die kunstgewerbliche Arbeit ein wichtiger Faktor im Plan für den Wiederaufbau sein müsse.
Der Veredlungsverkehr werde uns den nötigen Import bezahlen helfen und es wäre eine Vergeudung wertvollen Volksvermögens, wenn dabei nicht die geschmackbegabte österreichische Frau, deren Kunstfertigkeit das Ausland kennt und schätzt, in die vordersten Reihen gerückt werden möchte. Mit herzlicher Freude begrüßte sie diese erste Ausstellung kunstgewerblicher Arbeiten im Rahmen der Landgruppen der Zentralorganisation katholischer Frauen Niederösterreichs und hoffte, daß sie bald recht viele Nachfolgerinnen finden möge.
Die Ausstellung bezwecke aber ein zweites echtes Frauenwerk: Hilfe für Kranke. Der gesamte Reinertrag werde nämlich dazu verwendet, eine Krankenpflegerin für arme Kranke anzustellen. So feierte die katholisch organisierte Frauenwelt den 1. Mai. Der nun folgende Rundgang zeigte wundervolle Arbeiten. Von antiken Handarbeiten an bis zu den neuesten Techniken waren wertvolle Repräsentanten vertreten.
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