7.2.2006
5.2.1931
Brülle Europa! Vor Freude natürlich- ein ungeheures Glück steht dir inmitten aller deiner Trübsale bevor. Noch ehe diese Woche zu Ende ist, wirst du - nicht etwa Hilfe für deine Millionen Arbeitslosen, deine hungernden Kinder und deine politische Ratlosigkeit, dafür aber eine neue Schönheitskönigin haben.
Schon rüstet sich der Festsaal des Pariser Opernhauses mit Palmen, Lorbeeren und Rosen für den Triumph der Miß Europa, schon sind von allen Seiten die Thronprätendentinnen in der Pariser Hauptstadt eingezogen und jede ihrer Bewegungen wird von Photographen, Reportern und Kinooperateuren sorgfältigst registriert:
Miß Austria hat - o Rosenwunder in unserer sachlichen Zeit - vor der Abfahrt ihre alten Kleider einem armen Mädchen geschenkt und ist schon um 7 Uhr abends schlafen gegangen, Miß Germania trägt die Locken dreiviertel lang, Miß Rumänien hat sich bei der Ankunft ihr klassisches Näschen mit Creme Simon eingerieben, Miß Holland wünscht sich einen Künstler zum Gemahl. Wirklich, lauter erschütternde Tatsachen!
Europa wartet selbstverständlich mit unerträglicher Spannung auf weitere Bulletins aus dem Pariser Schönheitstempel. Unser aller Stimmung wird wieder gehobener sein, bis wir die Schönheitskönigin auch wirklich haben, mit Ausnahme natürlich der durchgefallenen Kandidatinnen, die gedeftet [niedergeschlagen] nach Haus fahren werden. Schluß des europäischen Schönheitsrummels, Faschingsokkasion von zurückgestellten Schönheitsköniginnen, hinter der freilich hie und da ein trüber Aschermittwoch steht.
Text der historischen Werbung:
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