28.6.1926
Brüssel, 27. Juni.
Der hier tagende internationale Kongreß der Ligen für Menschenrechte hat sich gestern zunächst mit Auswanderungsfragen beschäftigt. Graf Michael Karolyi verlangte für die ungarischen Auswanderer dieselbe Art von Pässen, wie sie den russischen Flüchtlingen zugestanden würden. Der Hauptpunkt der Tagesordnung ist die Frage der Vereinigten Staaten von Europa.
Der französische Abgeordnete Renaudel erklärte, die Bewegung zur Schaffung der Vereinigten Staaten von Europa sei aus einem gewissen Mangel an Vertrauen gegenüber dem Völkerbund geboren. Aber selbst eine umfassende Gruppierung, wie die Vereinigten Staaten von Europa, würde, wenn das englische Weltreich und Rußland ausgeschlossen wären, keinen Schutz gegen den Krieg bieten. Die Liga für Menschenrechte müsse vielmehr ihre Bemühungen zugunsten eines vollkommenen Völkerbundes einschließlich Amerikas und Rußlands verstärken.
Der Historiker Aulard faßte die Ergebnisse der Hauptaussprache in die Worte zusammen: Die Vereinigten Staaten von Europa werden eines Tages kommen. Aber schaffen wir sie in vernünftiger Ueberlegung, statt daß wir sie nach einem neuen blutigen Kriege erst schaffen müßten.
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